„ko je tu?“, „ja sam!“, „ko?“, „Mile.“, „Nemam Mile“- Telefonieren auf dem Balkan

Nikola Tesla, serbischer Erfinder, gehört zweifelsfrei zu den Vätern eines Kommunikationstools, das heute aus dem Alltag breiter Bevölkerungsgruppen nicht mehr wegzudenken ist: Das Telefon. Auf dieser bewusstseinsprägenden Grundlage wurde die hohe Kunst der fernmündlichen Konversation auf Spitzenniveau in den Ländern des Westbalkans perfektioniert. Stvarno. Heute möchte ich dem geneigten Leser die ersten Tipps geben:

Gesprächsbeginn
Der Beginn eines Gesprächs erfolgt nach einem strengen Ritual, das sich deutlich von den deutschen Riten unterscheidet: Wenn das Telefon klingelt, gehen Sie ran. Nennen Sie nicht ihren Namen. Brüllen Sie in den Hörer: „Ko je tu?“ (Wer ist da?) Der Anrufende meldet sich dann mit den Worten: „Ja sam!“ (ich bins!). Erwidern Sie „ko?“ (wer?)… Dieses Spiel wiederholen sie mehrere Male oder mehrere Minuten… Bis der Anrufer die Nerven verliert und seinen Vornamen oder Spitznamen in den Hörer brüllt, z.B.: „Mile“. Jetzt haben Sie den Anrufer! Machen Sie jetzt den Gesprächsstart perfekt mit den Worten: „nemam Mile! Izvinite“ (Hier gibt es keinen Mile, ‚tschuldigung). Dann legen Sie auf. Wenn der Anrufer nochmal anruft, spielen Sie das Spiel erneut, legen aber nicht auf, geben Sie dem Anrufer eine Chance sein Begehr zu äußern!

Telefonbuch
Ein kleiner Unterschied zwischen der deutschen und südslawischen Sprache ist die unterschiedliche Reihenfolge von Namen. Natürlich drehen die Südslawen die Reihenfolge um: Der Familienname wird immer zu erst genannt und der Vorname wird danach genannt. Tausende Südslawen kommen in der Dijaspora immer damit durcheinander… Insbesondere beim Telefonbucheintrag. Wenn Sie diese Aussage verifizieren wollen, suchen sie in deutschen Telefonbüchern nach südslawischen Männernamen… Nach intensiver Suche werden Sie dann sehen, dass gerne mal Name und Vorname durcheinander geraten.

Öffentliche Telefone
Telefonzellen gibt es auf dem Balkan eher in den Metropolen. Wenn Sie kein „mobilni“ gerade zur Hand haben und trotzdem unbedingt telefonieren müssen, gehen Sie zur örtlichen Post. Hier gibt es in der Regel noch die Möglichkeit gegen Keš zu telefonieren. Wichtig: In jedem Fall müssen Sie lautstark telefonieren. Je lauter desto überzeugender ist das Gespräch sowie der Mehrwert für die Umgebung bei Ihnen und dem Gesprächspartner, der zudem nicht mal den Lautsprecher aktivieren muss. Sie sollten eine Lautstärke von 90 decibel nicht unterschreiten, um die Relevanz ihres Anliegens zu verdeutlichen (Achtung: Empfehlung, Vergleichbar mit Rasenmäher). Wenn die Verbindung unterbrochen wird, rufen Sie, „Dragane, javi se – javi se, Dragane“ (Dragan, melde Dich – melde Dich, Dragan) und beginnen Sie mit dem Weinen. Klappern gehört zum Geschäft und erhöht den Unterhaltungswert ungemein!

Ein Gedanke zu “„ko je tu?“, „ja sam!“, „ko?“, „Mile.“, „Nemam Mile“- Telefonieren auf dem Balkan

  1. milorad vasic sagt:

    Jebiga.Ti opisivas nas zivot dosta tacno.Taki smo mi u Srbiji.Napredan smo Narod i mi imamo dosta Humora da mozemo i drugom dati.Kome to nije jasno nek ide u pizdu materinu.Jedva cekam tvoj novi prilog.Pises dobro brate.

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