Nema veze – imam puno Papir!

Der geneigte Leser wird die Situation kennen. Man ist unterwegs in einem anderen Land und möchte den Aufenthalt eigentlich genießen. Es gibt aber leider immer wieder Widrigkeiten, die einem den Genuss vermiesen. Schnell kann dann ein Aufenthalt zu einem sprichwörtlichen Griff ins Klo werden. In diesem Beitrag möchte ich von Erlebnissen berichten, die sich zutrugen, als ich auf der Suche nach einer adäquaten Bedürfnis-Anstalt war. Im Sinne eines richtigen Lessons-learnt empfehle ich Ihnen dann im Anschluss auch die Berücksichtigung meiner Handlungsempfehlungen bei Ihrer nächsten Reise auf den Westbalkan.

  • ‚Ajde bre, Momak daj‘ mi papir. Odmah! Jebi ga: Geplagt von kleineren Magenproblemen war ich nebst Familie im Robna Kuca in Bar shoppen. Traumhaftes Einkaufzentrum. Hier bekommt man alles, was das Herz begehrt. Wie z.B. ein Crven Fesić, eine MC von den Talking Heads und Lepa Brena aber auch Ersatzteile für den Yugo 45 koral. Aus irgendeiner Vorahnung heraus wollte ich doch einen Satz Toiletten-Papiers käuflich erwerben. Offensichtlich war ich nicht der Einzige, der ein solches Ansinnen hatte. Das Toilettenpapier war ausverkauft. Nema veze, dachte ich und überlegte, wo in Bar ich noch diese tollen Produkte der Recycling-Papier-Industrie käuflich erwerben könnte. Allerdings machte mir mein Magen zu schaffen… Ich schaffte es bis zu einem angrenzenden Kafana. Ein junger Mann war offensichtlich Senior Facility & Hygenic Manager des Cafes. Er wollte mir prompt Geld dafür abnehmen, dass ich den Sanitäranlagen des Cafes meinen Besuch abstatte. Nach langen und zähen Verhandlungen übergab ich dem SFHM des Cafes meine Barschaften. Nach dem nun der Eintritt von mir entrichtet wurde, fragte er mich, wieviel Blatt Papier ich benötigte. Ich konnte mit der Frage zunächst nichts anfangen. Nach weiteren 5 Minuten Erläuterungen dämmerte es mir, was der Mann von mir wollte. Ich bestätigte, dass ich gerne – aufgrund einer leichten Erkrankung in der Magenregion – mehrere Papiere benötige. Dies trieb den Preis für den Besuch der Örtlichkeiten erneut nach oben. Meine Versuche mit dem SFHM einen Sonderpreis auszuhandeln waren von Erfolg gekrönt… Mit ganzen 4 Blatt Toilettenpapier bewaffnet machte ich mich stolz auf dem Weg zur Bedürfnisanstalt. Leider habe ich den Bedarf an geeigneten Produkten der Papierindustrie unterschätzt. Mit mehreren lauten Flüchen und Rufen konnte ich den netten Herren vom Eingang auf meine Situation aufmerksam machen. Allerdings hatte der Mann Geschäftssinn. Je lauter ich meinen Bedarf an Papierprodukten artikulierte, desto höher stieg der Preis pro Blatt… Beim Verlassen der Sanitäranlagen erblickte ich unter dem Tisch vom SFHM einen riesigen Vorrat an geeigneten Papierprodukten. Augenscheinlich hat der geschäftstüchtige Artgenosse eine bewußte Verknappung des Klopapier-Angebots im örtlichen Kaufhaus herbeigeführt, um so die Nachfrage bei ihm zu kanalisieren. Mit deutlich überhöhten Preisen konnte er nun riesige Margen beim Papierverkauf erzielen. Handlungsempfehlung: Führen Sie immer Toilettenpapier mit sich. Wenn Sie es nicht zum persönlichen Gebrauch verwenden, können Sie Reste der Rollen noch geldwert an weitere Leidensgenossen verkaufen. Ich habe gehört, dass man damit sogar ganze Urlaube bezahlen kann. Viel Erfolg!
  • Žaba u Toaletu: Eines Morgens wachte ich nach einer kurzen und Mücken-geplagten Nacht auf. Der automatisierte Weg führte mich in das Badezimmer. Im Kupatila angekommen, hörte ich merkwürdige Geräusche aus der Toilette. Todesmutig öffnete ich den Toiletten-Sitz. Sofort sondierte ich die Lage: In der Toilette saß ein kleiner Frosch, der mich mit seinen großen Froschaugen anstarrte. Ein klägliches Quak sollte wohl die Arten-typische Begrüßung sein. Ich erwiderte seinen Gruß. Nach kurzem Ratschlag mit den anderen Familienmitgliedern, entschlossen wir uns zur Rettung des Frosches und verfrachteten ihn in einen Karton. Hier sollte er nur kurz verweilen. Wir setzten uns ins Auto und fuhren mehrere Kilometer weiter zu einem Sumpfgebiet. Dort entließen wir den Frosch in die Freiheit. Die Überlebenschancen waren ganz gut: Viele Mücken und anderes Kleingetier, das für den Frosch sicherlich eine gute Nahrungsbasis darstellen könnte. Im Vikenica angekommen waren wir begeistert. Kein Tier mehr in der Toilette! Der Tag und die Nacht waren gerettet. Am nächsten morgen erschrak ich: Der Frosch war wieder da. Schon wieder im Klo. Ich glaube er mochte mich. Handlungsempfehlung: Bewahren Sie in ähnlichen Situationen Ruhe. Vermeiden Sie solche Spielchen wie: „Ich treffe die Fliege“. Der Frosch könnte sich rächen.
  • Zabranjeno fotografisanje: Mein Kumpel André und ich bereisten den Westbalkan. Irgendwo im Dreieck zwischen Zagreb, Sarajevo und Beograd erkannten wir, dass der schlechte Zustand öffentlicher Toiletten nicht Zufall war, sondern einer entsprechenden Systematik entsprach. Wir begannen fortan mit Fotoapparaten die Klohäuschen zu betreten. Leider wären Gummistiefel manchmal zielführender gewesen. Wir machten manch ein spannendes Foto und freuten uns riesig darauf nach gefühlten 100 Tagen Balkan-Reise unsere Toiletten-Filme zu entwickeln. Da wir dieses brisante Filmmaterial nicht irgendeiner Drogerie oder einem Fotomann anvertrauen wollten – immerhin wollten wir ein Fotobuch über den Balkan anfertigen – entwickelten wir den Film selbst im Fotolabor. Leider versauten wir beim Entwickeln unsere Filme so sehr, dass sie nicht mehr zu gebrauchen waren. Kurzum: Aus den Bildern und dem Fotobuch wurde nichts mehr. Das war Schicksal. Gerne hätte ich dem geneigten Leser diese Bilder gezeigt. To je to. Handlungsempfehlung: Vertrauen Sie nicht ihren Foto-Entwickel-Künsten – greifen Sie zur Digitalkamera – die Zeit spielt für Sie. Vergessen Sie aber nicht die Gummistiefel.

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