Ich fluche nicht, jebi ga!

Ich hatte eine grandiose Idee und benötigte hierfür kurzfristig eine große Sammlung jugoslawischer / serbischer / kroatischer / bosnischer / montenegrinischer Flüche.

Da ich selbst ausschließlich auf serbisch Fluche aber eigentlich immer nur die selben Flüche benutze, bat ich zahlreiche Ex-Jugoslawen um Mithilfe.

Meine Rechnung war einfach: Wenn mir jeder nur fünf Flüche liefert hätte ich in kürzester Zeit genug Flüche zusammen. Das müsste doch ein Kinderspiel sein, für eine Sprache deren DNA quasi aus Flüchen besteht. Beispiel, kleines aber typisches Begrüßungs Szenario (sehr jugendfreie Übersetzung):

  • „Zdravo, Bolan!“ – Hej Kumpel.
  • „Gde si kurac, reci, sta ti radis?“ – Sag, wie geht es Dir, Sackgesicht?
  • „jebi ga, ja sam danas umoran kao pas!“ – Mist, ich bin heute hundemünde.
  • „Sta radi tvoje pickice?“ – Was macht Deine Freundin?
  • „Jebem ti sunce! Ona radi svaki dan“ – so was blödes, sie arbeitet jeden Tag…

Allerdings war der Rückfluss quasi nicht existent. Einer meiner langjährigen Freunde meldete sich… Allerdings mit prinzipiellen Bedenken, dass Flüche ja etwas heidnisches seien i tako dalje. Ojoj, Brate.

Hand aufs Herz: Es gibt aus meiner Sicht vier zentrale kulturelle Bindeglieder der Gesellschaften in den Nachfolgestaaten der SFRJ – der geneigte Leser und Kenner der südslawischen Kulturen wird dies bestätigen können:

  1. Turbofolk und die kurzen Röcke der Sängerinnen,
  2. Selbstgebrannter Slivovic,
  3. Supa, Sarma, Krompir i Hleb und schließlich
  4. Flüche.

Vor diesem Hintergrund wäre eine nähere kulturgeschichtliche Analyse des Fluchens und der Flüche ein sehr weitreichender Ansatz die kulturellen Gemeinsamkeiten der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen in den Länder des ehemaligen Jugoslawiens zu erforschen. Brief und Siegel: Das ist so.

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